Pamir-Gebirge: Khorog - Sary Tash

Gunt-Valley: Khorog - Murgab

Wegen den Schwierigkeiten in Khorog verliessen wir die Stadt fluchtartig in einer grossen Radlergruppe zu zehnt auf der M41 (Pamir-Highway) anstelle der eigentlich geplanten Südroute entlang dem Wakhan-Valley. In dieser Situation war es uns völlig egal, dass wir auf das Wakhan-Valley und den Blick in den Hindukush verzichten mussten. Wir waren total erstaunt über die gute Strasse, die fast den ganzen ca. 650km langen Pamir-Highway über unseren Erwartungen war. Zusätzlich genossen wir von Khorog bis Murgab (ca. 400km) Rückenwind.

bild Von 2070 m.ü.M. (Khorog) stiegen wir stetig im schönen Gunt-Valley hoch zum ersten Pass über 4272 m.ü.M. Unterwegs verwandelten wir während zwei Nächten idyllische Bergweiden kurzerhand zu einem scheinbar stark besiedelten Campingplatz. Sicher gab es einige erstaunte Blicke der chinesischen LKW-Fahrer, die sich über die Radfahrerinvasion wunderten.
Die Landschaft wechselte vom fruchtbaren grünen Tal mit mächtigen weissen Bergspitzen umgeben zur kargen, baumlosen Hochebene, die nicht weniger eindrucksvoll von vergleichsweise klein scheinenden 5000er Bergen umgeben war. Die Dörfer wurden immer seltener und kleiner. Über die 2-Familiensiedlung "Tagarkaki" mit einem stolzen Dorfeingangsschild waren wir erstaunt. Hätten wir doch mindestens eine kleine Einkaufsmöglichkeit erwartet. Die Familien konnten uns aber frisches Brot verkaufen. bild
Am dritten Tag entschieden wir zu acht einen Umweg nach Bulunkul zu den heissen Quellen am Yeshilkul zu machen. Weg vom Pamir-Highway wurde die Strasse zum Schotterweg, oder zwischenzeitlich Richtung Alichur war die Naturstrasse gar nicht mehr sichtbar. Ausserhalb vom kleinen Kaff Bulunkul stellten wir direkt neben dem Sumpfgebiet unser kleines feines Camp auf. Hier wollten wir einen Tag relaxen bzw. die heissen Quellen suchen. Mit den heissen Quellen hatten wir kein Glück und mussten uns mit einem kühlen Gletscherbad zufriedengegeben. Zu dritt haben wir uns als (natürlich erfolglose) Fischer versucht. Zurück in unserem vermeindlich gemütlichen Camp wurden wir von einer Mückenplage heimgesucht. Naja, da kam ein kaputter Reisverschluss am Innenzelt auch nicht gerade gelegen.
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Kurz vor Murgab verabschiedeten Tobias und ich uns von der Gruppe. Wir wollten die kirgisische Grenze vor Sari Tash ein paar Tage früher überqueren. Die ständig wechselnden Gerüchte über die Situation in Khorog vereinfachte uns die Entscheidung, möglichst rasch aus diesem Land zu radeln. Immer noch waren wir ohne Handy- oder Internetverbindung auf die Informationen der seltengewordenen Auto- oder LKW-fahrer angwiesen.
Murgab - Sari Tash: wieder einmal zu zweit unterwegs

Obwohl uns die kurzweiligen und lustigen Zeltabende in der Gruppe, die Diskussionen und Pete's trockene Sprüche fehlen werden, war der Zeitpunkt gut, die Route auf dem Pamir-Highway alleine fortzusetzen.

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In Murgab füllten wir auf dem Bazaar unsere Essensvorräte für die nächsten Tage auf. Container an Container reihten sich die kleinen Läden mit dem immer gleichen winzigen Sortiment. Frische Ware ist in diesem 3626m hohen Bergdorf nicht zu finden. Ganz entzückt kreischte ich (die Verkäuferin runzelte verwundert die Stirn), als ich ein Glas Schokoladenaufstrich im Regal fand. Abgelaufen oder nicht, das würde unsere trockenen Biscuit-Pausen um Welten verbessern.
Beflügelt von der einsamen Landschaft vor uns und vielleicht sogar vom Gegenwind traten wir ab Murgab kräftig in die Pedale und strampelten in nur drei Tagen nach Sari Tash. Der dünnen Luft zum Trotz machten wir auf dem höchsten Pass (4655 m.ü.M.) unserer bisherigen Reise eine Sprintwertung und genossen oben die ohnehin schon atemberaubende Aussicht auf den Muzkol-Peak (6126 m.ü.M.).
Nach einer weiteren kühlen Zeltnacht auf über 4200 m.ü.M. standen uns bis zur Grenze noch zwei weitere 4200er Pässe bevor. Da wir uns aber immer über 3900 m.ü.M. befanden, klingen diese Höhen nach mehr Anstrengung als es wirklich war. Unsere letzte Nacht in Tadschikistan verbrachten wir, vom starken Wind geschützt, in einer Jurte bei einer Nomaden-Familie. bild
Uns wurde reichlich frische Yak-Milch, Yak-Käse, Schafjoghurt und -rahm serviert. Tobias trank tapfer die lauwarme Milch, obwohl es ihn nur schon beim Anblick der weissen Brühe schüttelte. Auch hier im abgeschiedensten Ort hat die Technologie zumindest teilweise Einzug gehalten. Während draussen der kalte Wind um die mit Schafwolle isolierte Jurte pfiff, schauten wir drinnen, im gemütlich mit Yak-Scheisse aufgeheizten Raum, auf einem 12V (solarpanelbetriebenen) schwarz-weiss Fernseher einen kaum zu unterbietenden Holywood-DVD "Crocodile". Die Familie hatte den Film wohl schon abermals gesehen. Doch da hier oben kein Fernsehsender empfangen werden konnte und die DVD Auswahl sehr klein war, war der Unterhaltungseffekt erstaunlich hoch.
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Am Grenzposten nach Kirgistan trafen wir auf ein paar Touristen, denen die Einreise nach Tadschikistan wegen der kritischen Situation in Khorog verwehrt wurde. Nach den positiven, aber leider vor allem auch nach den für uns extrem negativen Erlebnissen in den letzten Wochen, denken wir an Tadschikistan sicher immer mit gemischten Gefühlen zurück. Endlich wieder Handy-Verbindung, meldeten wir uns rasch zuhause. Wir waren sicher, dass sich unsere Familien grosse Sorgen machten. Erleichtert stellten wir fest, dass sie von den ganzen Querelen in Khorog weder von den Medien noch von der Botschaft etwas mitbekommen hatten und seelenruhig die 1.August Feier geniessen konnten.
Homepage von Mary und Pete: www.twoonfourwheels.com
Homepage von Moniek und Arian: www.worldbybike.nl
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